Rückblick 2020

Das Projekt Kabawil Flingern Community Lab ist Ort und Prozess zugleich. Über einen Zeitraum von drei Jahren entsteht eine nachhaltig ins Quartier integrierte Werkstatt für kulturelle Intendanz und Local Knowledge in Flingern.

Menschen aus dem Stadtteil werden in aktive künstlerische und gesellschaftliche Gestaltungsprozesse eingebunden. Dafür stellt Kabawil Wissen, Räume und Ressourcen zur Verfügung. Gemeinsam entwickeln wir in verschiedenen Projektphasen Praktiken und Denkformen für ein gelungenes, solidarisches und demokratisches Miteinander im Viertel.

Die Erfahrungen der Pandemie zeigten uns 2020, worauf es eigentlich ankommt: Die Fäden für unser gesellschaftliches Gewebe sind menschliche Nähe, Gemeinschaft, Austausch und Interaktion. Wir inspirieren uns gegenseitig und werden gemeinsam aktiv, um unser Leben, unser Umfeld eigenverantwortlich mit zu gestalten und zu ändern. Beginnen müssen wir dabei immer vor Ort, in unserem Wohnhaus, in unserer Straße, in unserem Viertel.

Seit dem Start des Projekts im Herbst 2020 haben wir uns dem Begriff der Community und dem Stadteil Flingern in verschiedenen Fortbildungen genähert. In der Methode des Subjektiven Kartierens der Subjective Atlas Editions, zeigten uns Anna Ziener und Maximilian Hanka vom Arbeit und Leben DGB/VHS NRW e.V., wie man über das eigene Mapping des Stadtteils einen neuen Bezug zur Umgebung und der Anwohnerschaft bekommt. Mit Oliver Gather, Swantje Liechtenstein und Stefanie Veenstra wurden wichtige Verbindungen in den Stadteil aber auch zur HSD und dem interdisziplinären Studiengang MA Medien, Kultur, Ästhetik geschaffen. Die Studierenden des Masters bekommen in 2021 die Möglichkeit, uns im Projektseminar zu begleiten und zu unterstützen. Oliver Gathers Workshop über kreative Kontaktaufnahme zu Anwohner*innen, ihren Alltagswegen und Bedürfnissen führte uns dazu, einen Fragebogen zu entwickeln, um die Menschen in unserem Viertel nach ihren Wünschen für Flingern befragen zu können. In einem Workshop mit Paul Cromwell lernten wir außerdem über die Geschichte un Praxis des amerikanischen Community Organizing und kamen dabei in eine erste Auseinandersetzung mit den Besonderheiten der Aktivierung von Communities in Deutschland. Mit unserer Befragung konzentrierten wir uns zunächst auf Communities, die wir von außen als solche wahrgenommen haben, wie z.B. die Kiefernstraße, der Bauwagenplatz, das Weltkunszimmer u.a. Immer mehr wurde klar, dass sich nur wenige Anwohner*innen als Teil einer Community sehen und dadurch auch die eigene Wirkunsgmacht für Veränderungen in ihrer Nachbarschaft nicht nutzen können. Für die kommenden Projektphasen möchten wir in einen tieferen Dialog kommen. Das Ziel ist, die Nachbarschaften in Flingern zu stärken und sie als Auftraggeber*innen für kreative, kulturelle Projekte zu aktivieren.

Einige Ideen zur kreativen Begenung mit dem eigenen Viertel bekamen wir durch die Fortbildung Unartig Urban an der Akademie der kulturellen Bildung. Die Dozentinnen Brigitte Dieze und Dr. Kawthar El-Qasem stellten Community Art Projekte und die Un/Möglichkeiten von baukulturellen Interventionen vor.

Bisher haben wir mit einem eher informellen Netzwerk gearbeitet. Mit dem Community Lab soll das Angebot von Kabawil als offener Raum für kulturell-künstlerische Partizipation im Quartier sichtbarer und zugänglicher werden. Wichtig für das Community Lab sind die sogenannten Ko-Pilot*innen, die als Kenner*innen und Repräsentant*innen ihrer Community mit dem Team die Bedürfnisse und das Local Knowledge der Anwohnerschaft erkunden. Ein positiver und nachhaltiger Gestaltungsprozess wird dabei immer vor Ort entwickelt, aus der Diversität der Flingeraner Akteur*innen heraus.

Neben der Identifizierung von und Fortbildungsangeboten für die Ko-Pilot*innen ist die Basis des Projekts der öffentlichen Zugang zu den Räumen von Kabawil: Diese sollen mit Angeboten erweiter werden und unter anderem eine Präsenzbibliothek, Sprechstunden der Ko-Piloten*innen, Team-Treffen von Künstler*innen und Ko-Piloten*innen, Proben und Umsetzungen neuer Projekte und Produktionen ermöglichen. Die Entwicklungen und Erkenntnisse aus dem Community Lab sollen in einer interaktiven Karte von Flingern dargestellt werden.